05.02.2022

Haarausfall – Ursachen und Gegenmaßnahmen

Haarverlust kann die unterschiedlichsten Ursachen haben. An dieser Stelle sammeln wir für Sie Informationen über Behandlungsmöglichkeiten. Sie bieten eine Orientierung, ersetzen eine kompetente ärztliche Beratung jedoch ausdrücklich nicht.

Formen des Haarausfalls:

Erblicher Haarausfall

Zu mehr als 60 Prozent ist Haarausfall erblich, also genetisch bedingt.

Im Laufe des Alterungsprozesses kommt es bei den meisten Organen im menschlichen Körper zum Atrophie-Prozess. Sie werden kleiner oder dünner, reduzieren ihre Funktion und ihre Fähigkeit zur Regeneration. Haarfollikel sind eine Art Mini-Organe der Haut. Wie größere Organe haben sie ein eigenes Stammzellensystem, das für die Regeneration von Zellen und Gewebe sorgt.

Der Alterungsprozess als Auslöser des Haarverlustes

Der Alterungsprozess der Stammzellen in den Follikeln schränkt ihre Funktion ein. Dazu führen Schäden an der DNA. Die Follikel verfügen nicht mehr über das nötige XVII Collagen und die Stammzellen werden durch die Haut abgestoßen. In Folge dessen verkümmern die Haarfollikel und verschwinden schließlich ganz.

Die Wissenschaft kommt den Ursachen des alterungsbedingten Haarausfalls immer mehr auf die Spur. Geforscht werden kann nun daran, wie er sich aufhalten lässt (beispielsweise Professorin Dr. Emi Nishimura, Tokyo Medical and Dental University, „Mechanism of hair follicle loss“).

Link: https://www.tmd.ac.jp/files/topics/43759_ext_04_0.pdf

Eine Haartransplantation kann bei genetischem Haarverlust gelingen, wenn genügend Eigenhaare vorhanden sind, um Verpflanzungen vorzunehmen.

 

Kreisrunder Haarausfall

Kreisrunder Haarausfall (Alopecia areata) ist nicht abschließend erforscht. Er betrifft Kinder genauso wie Erwachsene. Experten vermuten einen Zusammenhang mit einer Autoimmunreaktion, die fälschlich Abwehrzellen gegen Zellen in den Haarwurzeln aktiviert. Der Haarausfall kann die Kopfhaare, aber auch Bart, Augenbrauen und andere Körperhaare betreffen.

Auch eine genetische Veranlagung kann bestehen, denn in einigen Familien tritt der Haarausfall häufiger auf. Stress, Prüfungsangst, Unfälle und Trauerfälle können ebenfalls Auslöser sein.
Mangelernährung und Umweltgifte wurden hingegen als Verursacher ausgeschlossen.

Häufig steht der kreisrunde Haarausfall mit anderen Erkrankungen in Verbindung. Dazu zählen:

  • Allergisches Asthma
  • Heuschnupfen
  • Morbus Addison (Unterfunktion der Nierennebenrinde)
  • Neurodermitis
  • Lupus erythemados („Schmetterlingsflechte“)
  • Psorias (Schuppenflechte)
  • Schilddrüsenerkrankungen
  • Vitiligo (Weißfleckenkrankheit)

Eine ärztliche Untersuchung sollte weitere Ursachen wie eine Pilzerkrankung oder Trichotillomanie (eine psychische Störung, die dazu führt, dass sich Betroffene die Haare ausreißen) ausschließen.

Mögliche Behandlungen der Alopecia areata bestehen in der Abschwächung der Haarwurzelentzündungen mit Kortison, was aber nur kurzzeitig möglich ist und mit Nebenwirkungen verbunden sein kann.

Zink stärkt Haare, Haarwurzeln und das Immunsystem. Es wirkt nur selten bei kreisrundem Haarausfall, hat aber keine Nebenwirkungen.

Rund 40 Prozent der Betroffenen profitieren durch eine Reiztherapie mit dem Wirkstoff DCP (Diphenylcyclopropenon). Es verursacht eine allergische Reaktion an der betroffenen Stelle und lenkt das Immunsastem von den Haarwurzeln ab.

Eine PUVA-Therapie (Psoralen plus Ultraviolettlicht), eine Kombination aus der Behandlung mit einer lichtsensiblen Substanz und langwelligen Ultraviolettstrahlen, soll eine übermäßige Zellteilung verhindern und Pigmentmangelzustände der Haut behandeln. Laut einiger Ärzte erhöht eine längere Behandlungsdauer mit PUVA das Risiko der Erkrankung mit Hautkrebs.

Dem kreisrunden Haarverlust kann eine Ernährungsumstellung entgegenwirken. Ein Mangel an Nähr- und Mineralstoffen sowie eine Übersäuerung des Körpers können zum Haarausfall beitragen. In diesem Zusammenhang werden auch Gerstengras und Kurkuma als Lieferanten einer Vielzahl von Mineralien, Spurenelementen, Vitaminen, Ballaststoffen hochwertigen Kohlenhydraten und Aminosäuren empfohlen. Nähere Informationen geben Ihnen Ärzte und Ernährungsberater.

 

Diffuser Haarausfall

Diese Form des Haarverlustes betrifft alle Altersgruppen und Geschlechter. Der Haarbewuchs auf dem Kopf dünnt sich gleichmäßig aus, so dass die Kopfhaut mehr durchschimmert als zuvor. Kahle Stellen gibt es hingegen nicht. Auslöser des Haarausfalls können ein Ereignis oder eine Erkrankung sein. Etwa 2 bis 3 Monate nach Eintreten dieses Auslösers treten die Haare verstärkt in eine Ruhe- oder Ausfallphase ein. Wird der Auslöser beseitigt, setzt das Wachstum wieder ein. Nach 12 Monaten ist der Haarschopf wieder füllig wie zuvor.

Bei einigen Arten von Chemo- oder Bestrahlungstherapien sowie Vergiftungen mit Schwermetallen kann es bereits nach ein bis zwei Wochen zum Haarverlust kommen. Die Haare fallen schon in der Wachstumsphase aus.

Auch Pflegefehler durch zu heißes Föhnen, Bleichen oder Dauerwellen können zum Haarverlust führen.

Schwangere Frauen bekommen durch die hormonellen Veränderungen häufig besonders dichtes Haar. Durch hormonelle Umstellungen nach der Geburt kann das Gegenteil eintreten und sich das Haar ausdünnen. Nach kurzer Zeit pendelt sich der Hormonspiegel wieder ein und das Haar wird so füllig wie zuvor.

Einen ähnlichen Effekt kann die Einnahme der „Pille“ bewirken. Der Start der Einnahme, ein Wechsel des Präparats oder das Absetzen können Einfluss auf den Haarwuchs nehmen.

Erkrankungen an der Schilddrüse mit Unter- oder Überfunktion können den Haarwuchs und die Haargesundheit ebenfalls negativ beeinflussen.

Häufig wird bei Betroffenen von diffusem Haarverlust ein Eisenmangel festgestellt. Er kann durch unzureichende Versorgung über die Ernährung ausgelöst werden, durch starke Monatsblutungen, chronische Darmerkrankungen oder Magen-Darmgeschwüre. Strikte Diäten, Essstörungen, Infektionskrankheiten und Operationen unter Vollnarkose können den Haarwuchs ebenfalls beeinträchtigen.

Einige Medikamente haben Nebenwirkungen, die sich durch Haarverlust manifestieren. Dazu zählen Cholesterinsenker, Blutverdünner, Retinoide zur Behandlung von Akne sowie Betablocker.

Bei den meisten Auslösern von diffusem Haarausfall gilt es, die Ursache zu beseitigen. Das kann durch den Wechsel zu einem anderen Präparat geschehen (z. B. im Fall der Pille oder der Akne Behandlung) oder durch die Behandlung der Erkrankung (z. B. Schilddrüse oder Eisenmangel). Nach einer Geburt, Chemo- oder Strahlentherapie heißt es geduldig zu bleiben, weil das Haar nach ca. 2 bis 3 Monaten von allein nachwächst und nach 6 Monaten bereits. Frauen bekommen zur Überbrückung während des therapiebedingten Haarverlustes von der Krankenkasse die Kosten für eine Perücke, wenn sie vom Arzt verordnet wird. Falls sie sich für diese Lösung entscheiden ist es hilfreich, schon vor der Behandlung eine Perücke auszuwählen, die der eigenen Frisur entspricht.

 

Unspezifische Formen des Haarausfalls

Leiden Sie unter Haarverlust ohne eine erkennbare Ursache, sollten Sie sich an einen Hautarzt wenden. Er kann feststellen, ob der Haarausfall genetisch, medikamentös, krankheits- oder mangelbedingt ist oder durch eine falsche Haarpflege entsteht. Fallen Haare altersbedingt aus, kann eventuell ein Shampoo mit hohem Koffeingehalt die Haarwurzeln anregen. Wirkstoffe wie Minoxidil oder Finasterid sollten nur in Abstimmung mit dem behandelnden Arzt eingenommen werden, da sie unter Umständen den Haarausfall verstärken können.

 

Stress als Ursache für Haarausfall

Forscher der Havard University haben sich mit dem Stress als Auslöser für den Verlust von Haaren befasst. Zum einen konnten sie einen Zusammenhang zwischen dem vorzeitigen Ergrauen von Haaren und Stress nachweisen. Zum anderen wiesen sie nach, dass die Haarfollikel-Stammzellen empfindlich auf Stress reagieren. Werden sie in ihrem Gleichgewicht durch zu viele Stresshormone gestört, wirkt sich das auf ihre Wachstums- und Ruhephasen aus. Zu viele und lange Ruhephasen wirken sich negativ auf das Nachwachsen der Haare aus und fördern den Haarausfall. Ein Grundniveau des Stresspegels wird benötigt, um die Ruhephasen zu regulieren. Wird hingegen zu viel davon ausgeschüttet, bringt es die wechselnden Phasen durcheinander.

Inzwischen arbeiten die Wissenschaftler an einer Salbe mit dem Protein GAS6, um Stresshormone zu entfernen und das Haarwachstum zu fördern.

Link: https://www.nature.com/articles/s41586-021-03417-2

Hilfreich können jedoch auch spezielle Methoden sein, um Stress abzubauen, wie Sport, Meditation und Achtsamkeitsübungen oder eine Verhaltenstherapie.

 

Fazit

Eine Beratung zu einer Haartransplantation ist bei all diesen Formen diffusen Haarausfalls erst dann sinnvoll, wenn das Haar definitiv nicht nachwächst, obwohl die Ursachen beseitigt sind.